Ośrodek „Brama Grodzka - Teatr NN” w Lublinie jest samorządową instytucją kultury działającą na rzecz ochrony dziedzictwa kulturowego i edukacji. Jej działania nawiązują do symbolicznego i historycznego znaczenia siedziby Ośrodka - Bramy Grodzkiej, dawniej będącej przejściem pomiędzy miastem chrześcijańskim i żydowskim, jak również do położenia Lublina w miejscu spotkania kultur, tradycji i religii.

Częścią Ośrodka są Dom Słów oraz Lubelska Trasa Podziemna.

Ośrodek „Brama Grodzka - Teatr NN” w Lublinie jest samorządową instytucją kultury działającą na rzecz ochrony dziedzictwa kulturowego i edukacji. Jej działania nawiązują do symbolicznego i historycznego znaczenia siedziby Ośrodka - Bramy Grodzkiej, dawniej będącej przejściem pomiędzy miastem chrześcijańskim i żydowskim, jak również do położenia Lublina w miejscu spotkania kultur, tradycji i religii.

Częścią Ośrodka są Dom Słów oraz Lubelska Trasa Podziemna.

Jüdisches Waisenhaus – Grodzkastraße 11, LUBLIN

Ein Waisenhaus für jüdische Kinder und ältere Menschen, gegründet in der zweiten Hälfte des XIX Jahrhunderts. Nach dem Januar-Aufstand (1863) zog es von der Podzamczestraße auf die Grodzkastraße. Das Waisenhaus wurde durch das Rathaus der Stadt Lublin und die jüdische Gemeinde subventioniert.

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In dem Haus auf der Grodzkastraße 11, an der Ecke des Pfarrplatzes, befanden sich von 1867 bis 1942: ein Waisenhaus für jüdische Kinder, der Treffpunkt für ältere und behinderte Juden und die Büros der jüdischen Gemeinde von Lublin. Fot. S. Turski.Vor dem KriegBezpośredni odnośnik do tego akapituWróć do spisu treściWróć do spisu treści

Das Waisenhaus befand sich in einem zweistöckigen Gebäude in der Grodzkastraße 11, es bestand aus: 9 Zimmern, 2 Speisesälen, einer Schule, einem Aufenthaltsraum, einem Büro, einer Küche, einem Badezimmer, einem Waschzimmer und einem WC. Die wichtigste Aktivität bestand darin,  Bildungsmöglichkeiten für die Bewohner zu organisieren. Ältere Kinder hatten eine strukturierte Ausbildung in Grundschulen und weiterführenden Schulen. Die Jüngsten gingen in den Kindergarten.
Die wichtigsten Tätigkeiten des Kindergartens bis 1939 wurden in einem schriftlichen Bericht des Schutzes für Waisen und ältere Menschen in der jüdischen Gemeinde in Lublin für 1936/37 genannt:
Ernährung: Jeder Häftling bekommt 40 Gramm Brot, 10 Gramm Brötchen, 1 Liter Milch, 7 Gramm Butter, 3 Gramm Zucker, Mehl, Kartoffeln, Reis, Tee, Kaffee, etc.
Bekleidung: Jeder Häftling bekommt pro Jahr 1 Paar Unterwäsche, 1 Kleid, vielleicht 1 Anzug, 2 Schürzen, 1 Kappe, 4 Paar Strümpfe, 1 Paar Schuhe, etc. Medizin: Ärzte, Medizin, Rettungsdienste usw.
Bildung: Hauptbildung, Lehrbücher, Schulmaterialen, Abendkurse, etc.
Fachbildung: Lohn für die Meister, Kurse bei der „Ort“ Gesellschaft, Werkzeuge.
Sommerlager: die Aufrechterhaltung der Sommerlager.

Zeit der BesetzungBezpośredni odnośnik do tego akapituWróć do spisu treściWróć do spisu treści

Im Januar 1939 waren die folgenden neuen Personen für das Waisenhaus verantwortlich: Wolf Halpern, Szmul Wolman und Zanwel Szpiro. Zu dieser Zeit wurde eine Großrenovierung des Gebäudes durchgeführt. Während der deutschen Besatzung übernahm der Judenrat, der seinen Sitz in dem Gebäude in der Grodzkastraße 11 hatte, die Pflege des Waisenhauses.
Während des Krieges gaben jüdische Familien ihre Kinder ins Waisenhaus, glaubend, dass es sicher sein würde. Das Gebäude, das ursprünglich für 30 Personen geplant war, musste über 100 Kinder und ältere Menschen unterbringen. Die sanitären und hygienischen Bedingungen waren sehr schlecht. Im Juli 1941 konnten die Kinder nicht mehr duschen, weil die Bäder von Beamten beschlagnahmt worden waren. Mehrere Kinder mussten in einem Bett schlaffen und tagsüber mussten sie mit gebrechlichen Personen, die oft sehr krank waren, zusammen im Haus sein. Das Geld fehlte an allen Ecken. In einem Brief an den Judenrat in Lublin vom 30. März 1941 baten die Betreuer die Leiter, Mazza zu liefern, um Pessach für die Waisen zu organisieren.

Liquidation des WaisenhausesBezpośredni odnośnik do tego akapituWróć do spisu treściWróć do spisu treści

Während der Auflösung des Ghettos im März 1942, wurden alle Bewohner des Waisenhauses zu den Wiesen in Majdan Tatarski gebracht. Dann wurden die Kinder und die Betreuer (Anna Taubenfeld, Hanna Kupperberg und Herr Rechman) getötet. Die Betreuer wollten die Kinder nicht allein zurücklassen und gingen freiwillig in den Tod.

Das Denkmal auf dem neuen FriedhofBezpośredni odnośnik do tego akapituWróć do spisu treściWróć do spisu treści

Auf dem neuen Friedhof in der Walecznychstraße in Lublin befindet sich ein Denkmal an dem Ort, wo wahrscheinlich nach ihrer Exhumierung die Körper der Kinder verscharrt wurden.

Oral History – mündlich überlieferte GeschichteBezpośredni odnośnik do tego akapituWróć do spisu treściWróć do spisu treści

Kamiński Kazimierz
Fragment in Verbindung mit der Stadt Lublin.
Deckt den Zeitraum: Zweiter Weltkrieg
 
Die Ermordung der Kinder aus dem Waisenhaus.
Es gab ein jüdisches Waisenhaus auf der Grodzkastraße. Die Kinder wurden an einen Sonntag auf dem Tatarwiesen erschossen. Man sagt, dass einer mit einem Gewehr auf einem Stuhl saß, die Kinder erschoss und dass die Anderen die Körper in ein Loch warfen. Es war schrecklich. Die Deutschen erschossen sie. Es war so, als ob sie bei uns sitzen und Enten schießen würden.
 
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Edward Soczewiński
Fragment in Verbindung mit der Stadt Lublin.
Deckt den Zeitraum: Zweiter Weltkrieg

Im Sand konnte man noch die Leichen der Kinder sehen…
Ich weiß aus Kaspereks Buch, dass es auf der Grodzkastraße ein Waisenhaus und ein Altersheim gab. Ich schrieb in meinen Memoiren, dass diese Kinder erschossen wurden, dass wir die Schüsse hörten, denn es war auf der anderen Seite der Gleise. Uns wurde später gesagt, dass dort Kinder erschossen wurden. Auch ein Junge sagte mir, ich weiß nicht, ob dies richtig ist, aber er sagte, dass diese Kinder neben das Loch gestellt wurden und der Deutsche sie gefragt hat, ob sie leben oder sterben wollten. Sie riefen, dass sie leben wollten und dann gab er den Befehl zu schießen.

Es war im Tataren Bezirk. Er hat sich sehr verändert. Heute könnte ich den Ort nicht mehr finden. Es gibt da einen neuen Stadtteil. Es gab eine Glashütte im Norden. Ich erinnere mich an eine Windmühle, die jetzt nicht mehr existiert. Außerdem gab es einen freien Bereich mit mehreren Sandgruben.
Und dort ging ich mit meiner Mutter nach der Hinrichtung hin. Wir fanden den Ort, wo die Kinder oberflächlich begraben wurden waren. Im Sand konnte man noch die Leichen der Kinder sehen… Wie ich später in Kaspereks Buch gelesen habe, wurden über hundert Kinder aus dem Waisenhaus umgebracht.
Ich weiß nicht, wo die älteren Menschen erschossen wurden.
Wir waren natürlich schockiert... Weil es ein Verbrechen war… Kinder... Das war eine Tragödie.

Weitere ZeugenaussagenBezpośredni odnośnik do tego akapituWróć do spisu treściWróć do spisu treści

Eine Frau im Pelzmantel
Das erste Gesicht des Todes, das sich mir im Krieg bot, war rührend schön. Das Gesicht vermischte sich mit dem Gesicht der Liebe - der Liebe, mit der alles einfach und natürlich wird, mit der der Tod einfach und natürlich wird.
An diesem Tag, im späten Winter, es war im Jahr 1941, ging ich auf die Felder rund um unserer Stadt. Ich ging zu dem kleinen Hügel und schaute auf den schlafenden Boden  dort unter dem Himmel, wohin die schweren Krähen vergeblich versuchten zu fliegen. Der gleiche Himmel, die gleichen Krähen, das gleiche Land, welche ich jeden Winter sah.
In der Ferne erschien eine Gruppe und einige Zeit später, als sie näher kam, sah ich Kinder in Zweiergrüppchen. Neben ihnen ging eine Frau in einem Pelzmantel und begleitete sie neben den SS-Männer mit Gewehren in den Händen. Sie waren noch in weiter Ferne, als sie anhielten. Der Wind hat mir nichts gesagt, kein Ton. Alles ging sehr schnell, wie im Stummfilm.

Die Frau stellte Kinder entlang des Lochs auf, das im Voraus gegraben  worden war. Sie ging von einem Kind zum anderen, näherte sich, stellte Kragen auf, rückte Wollmützen zurecht. Die Kinder gaben sich die Hände. Die Frau ging vor ihnen hin und her: energisch, schnell und obwohl ich sie nicht sehen konnte, schien ihr Gesicht glücklich zu sein. Die ganze Zeit sagte sie etwas. SS-Männer stellten sich in der Ferne auch. Dann machte die Frau eine letzte Runde und ich sah, wie sie sich über jedes Kind beugte. Dann stand sie am Ende der Reihe. Sie öffnete ihren Pelzmantel und mit einer Geste, die ich nie vergessen werde, ließ sie ihn zu ihren Füßen fallen. Nun wirkte sie kleiner neben den Kindern. Sie nahm das letzte Kind auf den Arm. Lange, sehr lange Zeit, sah ich, wie sie brav standen, gleichmäßig verteilt, als würden sie auf ein Signal zum Spielen warte. Und dann waren sie bereits in dem Loch, alle über einander.
Später erfuhr ich, dass ich die Ermordung des jüdischen Waisenhauses gesehen hatte. Eine Frau in einem Pelzmantel, die sich weigerte, sich von den Kindern zu trennen.

Natürlich habe ich später schreckliche Sachen gesehen. Ich empfand die Reihen derer, die dafür bestimmt waren, erschossen zu werden, wie den Tod meiner Liebsten. Allerdings ist es schwer darüber zu sprechen. Darüber sollte man mit der nötigen Sorgfalt, mit Bescheidenheit sprechen. Und man könnte das nicht beschreiben, wirklich, wirklich nichts kann beschrieben werden.

(Auszüge aus Anna Langfuses letztem Text, 1962 geschrieben und im Jahr 1971 in einer Sonderausgabe der Zeitschrift „L'Arche“, mit dem Titel „Judentum et littérature“ veröffentlicht)
 
 
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Das Gerichtsurteil
Nach der Besetzung der Stadt durch die Deutschen wurden die Zimmer des Waisenhauses als Sitz des Judenrats verwendet.(...) In dem Waisenhaus waren in Frühjahr 1942 2-jährige und ältere Kinder. Die genaue Anzahl ist nicht bekannt. Es könnten 100 oder mehr Kinder da untergebracht gewesen sein. Während der zweiten Phase der Deportationen aus dem Ghetto, Anfang April 1942, auf Geheiß SS-Obergruppenführer und Generalleutnant der Polizei Odilo Globocnik wurden die Waisen nach Majdan Tatarski gebracht und da vor einem vorbereiteten Grab erschossen.
Eines Nachmittags hielten vor dem Gebäude des Judenrats zwei LKW und andere Autos. Darin saßen Worthoff, Dr. XXX und Knicki. Der Angeklagte (Worthoff) verlangte nach dem Generalsekretär des Judenrats David Hohgenmajer und sagte ihm, dass die Kinder aus dem Waisenhaus gebracht werden sollen.
So gingen die Kinder, Hand in Hand, in Zweigrüppchen aus dem Haus. Die Leiter des Waisenhauses Szpiro und Wolman verteilten Süßigkeiten oder ein Stück Brot unter den Kindern um sie zu beruhigen.

Mehrere Juden, die die Szene gesehen haben, weinten. Der Angeklagte überwachte die Verladung der Kinder auf Lastwagen neben dem Waisenhaus oder in der Nähe des Grodzka Tors.  Sie wurden am südlichen Stadtrand  Lublins in der Nähe der Łęczyńskastraße abgeladen. Da, vor einem vorbereiteten Grab, sind die Kinder erschossen und begraben worden.
Es ist unmöglich, festzustellen, ob der Angeklagte auch die Kinder erschossen hat. Der Angeklagte wusste, dass alle Kinder erschossen werden. Eines der Kinder - ein 12-jähriges Mädchen namens Donia - versteckte sich und konnte entkommen. Am nächsten Tag kam sie  ins Ghetto:  schockiert und verstört und erzählte dem Judenrat (Ida Gliksztajn), was passiert war.

(Urteile: Herman Worthoff/1976, Wiesbaden Nr. 8 F. 1 / 70, der Main-Kommission für die Untersuchung von NS-Verbrechen in Polen, Institut des Nationalen Gedenkens, 2h / W/22 t. I).
 
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Die Schreie haben den Himmel erreicht
Nach Purim, um 4 Uhr morgens fuhr zur  Grodzkastraße 11 ein Lastwagen. Aus dem Wagen sprangen die SS-Männer. (...) und liefen durch alle Zimmer und brachten alle Kinder auf die Straße. Kleine Kinder im Alter von 3 bis 4, die noch im Bett lagen, trugen nur dünne Hemdchen. So gekleidet wurden sie draußen in die Kälte, Nässe und Schnee geworfen. Die Kinder weinten. Ältere Kinder schrien. Diese Rufe haben den Himmel erreicht. Die Deutschen luden die Kinder auf Lastwagen. Zwei Kindermädchen: Frau Rachman und Henia Kuperberg wollten die Kinder nicht verlassen und blieben freiwillig bei ihnen bis zum Ende. Alle Kinder und die  Kindermädchen wurden in die Nähe von Majdan Tartarski gebracht, wo ihr Grab schon ausgehoben war.  Und da wurden alle ermordet.

Polen, die dort lebten, erzählten später, wie diese Kinder ermordet wurden. Die Deutschen wollten für die kleinen Kinder keine Kugeln verschwenden. Sie schlugen auf ihre Köpfe ein, manche Kinder wurden so lebendig begraben.

(Hersh Feldman, Fragment aus  „Von Majdan nach Dachau“, im „Buch der Erinnerung an Lublin“, Paris 1952, S. 4222).
 
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Das Jüdische Waisenhaus
Ein paar Schritte weiter, in der Grodzkstraße, gegenüber des Hauses von  Moshe Zalman gab es ein Gebäude, in dem sich ein Heim für jüdische Waisenkinder befand. Das Waisenhaus war wie ein Krankenhaus immer überfüllt und hatte finanzielle Probleme. Zur Verbesserung der finanziellen Situation dieses Waisenhauses organisierte man Konzerte, Ausstellungen und Filmvorführungen. Dank solcher Aktionen konnte das Waisenhaus viele Jahren betrieben werden. Ursprünglich war der Direktor des Waisenhauses Frau Tojwenfeld, später ihre Freundin Hania Kuperfeld, eine sehr engagierte Frau. Sie wurde 1941 zusammen mit Kindern und alten Menschen von den Deutschen in Wola Kalinowszczyzna ermordet. Die Nazis erschossen die Kindern vor Hanias Augen und am Ende wurde auch sie getötet.
 
(Josef Achtman, „Jüdisches Lublin“, im „Buch der Erinnerung an Lublin“, Tel Aviv 1957.
 
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Der Schatten des Herzes
Eines Tages, ein paar Wochen nach dem Beginn der Auflösung des Ghettos erhielt ich eine ungewöhnliche Nachricht. Die Deutschen hatten am Morgen das jüdische Waisenhaus, in dem über zweihundert Kinder unter zehn Jahren lebten, aufgelöst.
Sie  führten die Kinder neben den naheliegenden Schlachthof. Da wurden normalerweise Rinder zusammengetrieben. Circa ein dutzend Gestapomänner standen mit Maschinengewehren in der Nähe. Auf einem speziell herbeigebrachten Stuhl neben einem großen und tiefen Graben setzte sich der Offizier mit einem Revolver. Drei ältere terrorisierte Juden brachten die weinenden,  um Hilfe rufenden Kinder zu ihrem Scharfrichter. (...)
Der Lärm der Schüsse lockte die Bewohner aus den umliegenden Häusern. Sie waren Zeugen eines unglaublichen Gemetzels. Als der letzte Schuss den letzten Faden des noch nicht ausgereiften Lebens zerriss, stand der Scharfrichter auf und tötete die drei alten Juden. Ohne das Loch zuzuschütten, stiegen die Deutschen in den Wagen und fuhren weg, das offene Grab und den Stuhl ließen sie zurück. Die Nachricht von dem Massaker verteilte sich schnell in der ganzen Stadt und erschütterte die Menschen.

(Wenzel Gralewski, „Der Schatten des Herzes“ in der „Faust Herostrat“, Lublin 1958, S. 94-95)